5 Fragen an URSULA RESSL

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Wie geht es Dir und wann wurdest Du das zuletzt gefragt?

Danke, es geht mir gut. Zuletzt wurde ich von meiner Tochter gefragt, wie es mir geht. Heute, gleich nach dem Aufwachen fragte sie mich: “Guten Morgen, Mama! Hunger, Porridge essen! Gut geschlafen?” Gefolgt übrigens von: ”Mama, wo ist die Fledermaus?”

Was würde Dein jetziges Ich Dir mitgeben wollen, als Du (zum ersten Mal) Mutter wurdest?

Also zu allererst würde ich mir sagen: Entspann Dich! Alles ist bestens, so wie Du es machst. Vertraue darauf, dass Du Deinen Style entwickeln wirst. Und - ja, er wird der richtige sein. Der einzig richtige!

Und achte noch mehr auf Dein Bauchgefühl. Denn immerhin war Dein Bauch fast zehn Monate gemütlich-versorgendes Zuhause für Dein Baby. Wer, wenn nicht er weiß, was für Euch gut ist?

Wie hat Dich Dein Mutter Sein als Mensch verändert?

Grundsätzlich hat sich meine Wahrnehmung gegenüber Müttern und Menschen im Allgemeinen komplett geändert. Naturgemäß auch gegenüber mir selbst. Erst als Mutter habe ich verstanden, welch Höchstleistungen man erbringen muss, eigentlich tagtäglich. Du musst Dich als Mama in Deinem “neuen” Leben zurecht finden und gleichzeitig als Frau komplett neu erfinden. Deinen Platz erst verlassen, neu verstehen lernen und dann wieder besetzen. Ein irres Learning! Es vergeht ein Jahr. Und noch eines. Und da sind wir nun - es ist, als hätte ich eine Weiterbildung gemacht und mich als soziales Wesen neu erfunden. Das ist zu Beginn verunsichernd und wahnsinnig anstrengend. Aber trotzdem großartig und es macht mich stolz, weil ich es geschafft habe. Ich verstehe die Welt besser, bin toleranter meinen Mitmenschen gegenüber, geduldiger, liebevoller und ruhiger geworden. Mutter werden sollte man im Lebenslauf eigentlich unter “Ausbildung”, oder “Weiterbildung” angeben. Sämtliche relevanten Soft Skills entwickeln sich ganz von selbst. Man sieht die Welt mit anderen Augen und ich bin überzeugt davon, dass man, wenn man selbst Kinder hat, “Das große Ganze” neu zu verstehen lernt. Für mich persönlich, auf eine bessere, weisere Art und Weise.

Was beschäftigt Dich gesellschaftspolitisch besonders, seit Du Mama bist?

Das Thema Bildung, sowieso seit jeher eine Herzensangelegenheit, beschäftigt mich seit ich Kinder habe noch mehr. Unser Land, unsere Gesellschaft, brauchen jetzt und in Zukunft Menschen, die kreative Lösungen entwickeln können für all jene unbekannten Herausforderungen, die uns bevorstehen. Wir wissen heute nicht, was morgen auf uns zukommen wird, aber wir müssen gewappnet sein! Wir müssen im Denken flexibel bleiben, wir müssen offen für Neues sein. Wir werden uns trauen müssen auch unorthodoxe Wege einzuschlagen, um Lösungen zu finden und wir müssen bereits heute das Denken unserer Kinder schulen, ihrer Kreativität zu folgen, nicht dem Lehrbuch!  Und was sagt der Lehrplan? Er ist statisch und in seiner Wurzel nach wie vor unverändert.

Stärken stärken und nicht auf Schwächen beharren!  Talente fördern, nicht unterdrücken! Kreativität leben lassen, nicht Individualität im Keim ersticken! Nachhaltigkeit unterrichten, nicht Gleichgültigkeit vorleben! Leben lehren, nicht Theorie leben! Prioritäten, die in unserem veralteten Schulsystem derzeit keinen Platz finden. 

Menschen menschlich behandeln und diejenigen stützen, die es nötig haben, um notfalls selbst gestützt zu werden – auch soziale Verantwortung erlernen sollte Im Lehrplan stehen!

Wir müssen Natur- und Umweltschutz unterrichten, um die Kinder zu lehren, wie sie ihre Welt erhalten können. All das ist Bildung!

Der pädagogische Ausbildungsweg zum Lehramt muss umfassenderen Kriterien unterliegen, Kompetenzen müssen auch hier erweitert werden. LehrerInnen - ebenso wie ElementarpädagogInnen - im Übrigen, sind sozial-, wie bildungspolitisch, äusserst relevante Berufe und sollten in der Zukunft mehr Wertschätzung erfahren, auch monetär! Kindergärten als allererste Bildungseinrichtung sind das Sprungbrett in eine Chancengerechtigkeit. Hier kann noch so viel Wichtiges bewegt werden, auch für Kinder aus sozial schwächeren Familien.

 Es ist ein Armutszeugnis für ein Land wie Österreich, dass unser Bildungssystem in seiner Wurzel so starr und antiquiert ist! 

Machen wir es uns zur Aufgabe, die Neugier unserer Kinder nicht nur zu erhalten, sondern sogar zu fördern. Denn Neugierde ist gleich Wissbegierde. Und wer wissbegierig bleibt, lernt gerne!

Was würdest Du andere Mütter gerne fragen und was würdest Du antworten?

Was würdest Du andere Mütter gerne fragen und was würdest Du antworten? ;))

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