THEMA: Lob, die postmoderne Bestrafung?

Foto: unsplash.com

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“Das hast du ja großartig gemacht. Du bist so toll. So gescheit. So geschickt. So begabt!” Warum Lob nicht immer von Vorteil ist, erläutern wir in unten stehender Analyse.

Beginnen wir, mit der Definition von Lob, wie sie im Duden steht: Lob ist eine anerkennend geäußerte, positive Beurteilung, die jemand einem anderen, seinem Tun, Verhalten o. Ä. zuteilwerden lässt.

Lob ist als Beurteilung also gleichzeitig Bewertung. Wir loben unsere Kinder und bedeuten ihnen damit, “Du hast etwas gut gemacht!” Besonders bei Kindern im Kleinkindalter lässt man sich als Elternteil dazu verleiten, andauernd loben. Kennen wir alle! Ständiges, undifferenziertes Lob für alles und jedes, suggeriert dem Kind jedoch, “Wenn ich etwas mache, muss ich es gut machen, sonst reagiert die Mama oder der Papa nicht. Und wenn sie mich nicht loben, dann haben sie mich wohl nicht lieb.” Es vermittelt den Kindern ein Gefühl der Wertlosigkeit und das kann sich beim Heranwachsen fatal auf ihren Selbstwert auswirken.

Dieses Verhalten setzt die Kinder auf die Objekt Ebene herab. Bedeutet, wir sprechen nicht auf Augenhöhe mit ihnen. Eine Kommunikation auf Subjekt Ebene, würde folgendermaßen verlaufen, Beispiel: meine zweijährige Tochter kommt zu mir, mit einer Zeichnung auf der einige lange, grüne Striche zu sehen sind (passiert in der Tat des Öfteren ;)) und sagt, “Mama, schau, Dino”. Ich lobe sie nun, um ihrer selbst willen, für das WAS sie gezeichnet hat und nicht dafür, WIE es gezeichnet hat (gut oder schlecht) - ohne zu bewerten - und sage: “ Ah, ich sehe, einen Dino hast du gemalt!”.

Für den bekannten Familientherapeuten Jesper Juul, war elterliches Lob sogar die postmoderne Version von Bestrafung. Und beides hätte er gerne abgeschafft gesehen, denn Kinder wollen wahrgenommen und gesehen werden. Dies ist wichtig, um ihren Selbstwert zu stärken und sie zu zufriedenen, glücklichen Menschen heranwachsen zu sehen. Die Konditionierung und das Reagieren auf Lob, geben wir ihnen erst mit. In unser leistungsdominierten Gesellschaft ist es besonders schwierig, zu verinnerlichen, dass wir mit übermäßigem Lob unserer Kindern wahrhaftig nichts Gutes tun.

Fazit: Wichtig für das Seelenwohl unserer Kinder ist, dass sie gesehen und somit bedingungslos geliebt werden! Und seien wir uns ehrlich, wer möchte das nicht?